Interview mit Daniela Diepold von “Wuide goas”
Unser Instagram-Team hat die bekannte Bloggerin und Tierärztin in spe Daniela Diepold interviewt und wollte von ihr wissen, wie sie den Übergang vom Tiermedizinstudium in den Beruf empfunden hat, wo ihre größten Herausforderungen lagen und ob sie jungen Abiturient:innen zum Tiermedizinstudium raten würde. Sie verriet auch, warum sie BaT-Mitglied ist und welche Angebote des BaT ihr beim Berufsstart geholfen haben.
1. Fühlst du dich durch das Studium (fachlich) gut auf das Berufsleben vorbereitet?
Das Tiermedizinstudium ist sehr umfangreich und behandelt zahlreiche Fachgebiete, die teilweise unterschiedlicher nicht sein könnten. Man muss sich viel Stoff in kurzer Zeit einprägen, in der Prüfung performen und anschließend für die nächste Prüfung lernen. Somit ist es klar, dass nicht alles hängenbleiben kann und man die Dinge, die einen persönlich am meisten interessieren, nachholen muss. Grundsätzlich finde ich die theoretische Ausbildung gut, aber man muss spätestens bis zum Berufsstart die Inhalte selbst noch aufbereiten.
2. Fühlst du dich durch das Studium (arbeitsrechtlich/ gesetzlich) gut auf das Berufsleben vorbereitet?
Was das Arbeitsrechtliche angeht, habe ich ehrlich gesagt wenig Ahnung. Wir hatten jedoch im letzten Semester etwas Recht in Bezug auf gesetzliche Grundlagen im Bereich Veterinärmedizin. Das heißt die Grundlagen sind abgedeckt, aber die Details fehlen.
3. Wie verlief die Jobsuche? Gab es „unseriöse“ Angebote (Arbeitszeit, Bezahlung)?
Bisher wäre mir nichts Unseriöses untergekommen, also von dem her, alles gut. Mir ist eh schon aufgefallen, dass die Bezahlung deutlich besser geworden ist, wenn man sich die Angebote anschaut. Also die Gehälter steigen an, was wirklich sehr zu begrüßen ist.
4. Was ist/ war dir bei der Auswahl deines ersten Arbeitgebers/ Praktikums besonders wichtig?
Mir ist besonders wichtig, dass ich gut eingearbeitet werde und das Team nett ist. Beim Praktikum macht es auch immer Sinn auf verschiedene Erfahrungsberichte zurückzugreifen, da man so einen diversifizierten Eindruck bekommt. Und Mund zu Mund Propaganda ist sowieso das Beste.
5. Über welche drei Themen würdest du dir im Studium mehr Informationen wünschen?
- Reale Arbeitsbedingungen
- Was ist meine Arbeitskraft wert?
- Green and red flags, auf die man bei der Jobsuche achten soll…vielleicht so als grobe Orientierung für Tops/ Flops
6. Welche Herausforderungen siehst du für dich im Alltag als Großtierärztin/ als Praktikantin in einer Großtierpraxis?
- wirtschaftliche Enge
- Tierwohlfrage/ gesellschaftliche Veränderungen/ sinkende Betriebszahlen/ Arbeitszeiten teilweise unberechenbar / ständige Verfügbarkeit
- nicht immer Goldstandard möglich
- teilweise schwierig als Frau am Anfang, man hat es eventuell schwerer sich zu beweisen und einen härteren Stand am Anfang im Vergleich zu Männern
7. Fühlst du dich manchmal von den vielen Möglichkeiten, die dir als Tierärztin offenstehen, „erschlagen“?
Ich sehe das eher als Vorteil, anstatt als Nachteil. Vielleicht verändert man sich im Leben und will in eine andere Richtung gehen und dafür hält man sich in der Veterinärmedizin viele Türen offen durch vielfältige Möglichkeiten.
8. Was war dein persönlich größter Struggle im Übergang von Studentin zur Tierärztin?
Ich finde der größte Struggle ist die neue Verantwortung, die man plötzlich hat. Als Studentin kann man sich entspannt zurücklehnen und denkt zwar mit, hat aber nicht die abschließende Verantwortung die richtige Diagnose zu stellen und die richtige Therapie einzuleiten. Es ist zwar cool, die Person mit Verantwortung zu sein, aber das Ganze ist natürlich auch neu und mit Nervosität verknüpft.
9. Was waren deine Beweggründe, uns als Interessenvertretung beizutreten?
- Zusammenhalt
- gegenseitige Unterstützung bei berufspolitischen Fragen
- Austausch und Kommunikation
- interessante Kursangebote
10. Konnte dich der BaT bei dem Berufsstart unterstützen?
Ja, definitiv. Anderes Mindset, was Berufsstart angeht. Glaube daran, dass man was wert ist.
11. Welches unserer Angebote hat dich weitergebracht?
Webinare und Gehaltsempfehlungen auch Vorträge zur Kommunikation sind super hilfreich, da das Themen sind, die im Studium weniger thematisiert werden.
12. Was würdest du dir noch ergänzend von uns als Interessenvertretung als Supportangebot wünschen?
Eventuell praktische Kursangebote für den Berufseinstieg vor Ort, so als Training oder Sonstiges.
13. Was kannst du Kolleg:innen als Tipp in den Berufseinstieg mitgeben?
Zeit lassen bei der Suche, nicht das Erstbeste nehmen, Probearbeiten und schauen, ob man sich wohl fühlt. Gehaltsvorstellungen realistisch halten.
14. Würdest du anderen Abiturient:innen das Studium empfehlen/ würdest du es auch heute noch einmal studieren wollen?
Ja, aber weniger idealistisch mittlerweile durch zahlreiche Erlebnisse und Berichte aus der Realität, vor allem in Bezug auf unfreundliche Besitzer, die keinen Respekt haben bzw. Übergriffe im Notdienst.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Tierärztin Daniela Diepold für das Interview.