“Ja ich will…!” die Vorteile des Tarifvertrages als tierärztlicher Arbeitgebender nutzen
Der erste Tarifvertrag in der Tiermedizin ist in Kraft. Er bietet die Chance, gesetzeskonform Notdienst mit Arbeitnehmenden umzusetzen und sich gleichzeitig als moderne Arbeitgebende zu positionieren. Doch wie sind genau die Hintergründe und ergibt sich wirklich eine verbesserte Personalkalkulation, eine Abhebung von der Konkurrenz und ein Ansturm qualifizierter Fachkräfte?
Klar ist, beim Tarifvertrag überwiegen die Chancen für die Arbeitgebenden!
Der 1. Tarifvertrag der Tiermedizin — wer braucht denn sowas?
Mit der Einführung des ersten Tarifvertrages in der Tiermedizin stellt sich die Frage: Wozu dient dieser eigentlich? Ein Tarifvertrag schafft klare Regelungen und Sicherheit für Arbeitnehmende und Arbeitgebende. Er fördert ein geregeltes Arbeitsumfeld, das Fairness und Transparenz bietet, und setzt Standards, die das Arbeitsklima verbessern und das Vertrauen zwischen beiden Seiten stärken.
Aspekte, die in aktuellen Studien (u.a. Jensen et al. 2022) als fehlend und dringend notwendig herausgearbeitet werden. Zudem sind infolge maximal 8, in Ausnahmefällen maximal 10 Arbeitsstunden, ohne Tarifvertrag erlaubt. Dadurch funktioniert ein Notdienst durch Arbeitnehmende ohne Tarifvertrag selten gesetzeskonform und ist gerade am Wochenende mit einem sehr hohen Personalbedarf verbunden.
Somit steht die Diagnose: notdienstleistende Praxen brauchen den Tarifvertrag; auch um die Arbeitgebenden zu entlasten.
Arbeitnehmer:innenmarkt Veterinärmedizin — was heißt das für mich als Arbeitgebende?
Die Tiermedizin ist ein Arbeitnehmer:innenmarkt geworden, in dem qualifizierte Fachkräfte knapp sind. Für Arbeitgebende bedeutet dies, dass sie sich stärker um die Attraktivität ihrer Praxis bemühen müssen, um kompetente Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten.
Ein Tarifvertrag ist hierbei ein entscheidender Vorteil.
Er signalisiert potenziellen Mitarbeitenden, dass die Praxis faire Löhne zahlt und geregelte Arbeitszeiten bietet. Zudem schafft er rechtliche Sicherheit und kann dazu beitragen, das Risiko von Arbeitskonflikten zu minimieren. Arbeitgebende, die einen Tarifvertrag anbieten, positionieren sich als moderne und verantwortungsbewusste Unternehmen, die die Bedürfnisse ihrer Angestellten ernst nehmen.
Ein Blick über den Tellerrand — Risiken und Nebenwirkungen des Tarifvertrags
Natürlich bringt die Einführung eines Tarifvertrages auch Herausforderungen mit sich. Zum einen können durch die geregelten Gehälter und Arbeitszeiten höhere Personalkosten entstehen. Dies erfordert eine sorgfältige finanzielle Planung und möglicherweise Anpassungen in der Praxisstruktur.
Auch die konsequente Einhaltung — möglicherweise im höheren Satz — der GOT ist notwendig. Das hat der Gesetzgeber bei der Änderung dieses Gesetzes jedoch auch klar in der Begründung vorgesehen und das Beispiel Entgelt für Angestellte benannt:
“Hieraus folgt, dass diese Gebühren bei geänderten wirtschaftlichen Bedingungen für den Praxis- oder Klinikbetrieb, insbesondere bei dauerhaften Kostenerhöhungen (z. B. Entgelt für Angestellte) angepasst werden müssen, um ein angemessenes Entgelt für die tierärztlichen Leistungen zu erhalten…”, Auszug Kabinettsentwurf GOT — III. Alternativen.
Zudem müssen sich Arbeitgebende auf Änderungen im Arbeitsalltag einstellen, da Tarifverträge oft detaillierte Regelungen zu Arbeitszeitmodellen und Überstunden enthalten. Ein weiterer Aspekt ist die Bürokratie: Die Einhaltung der Tarifverträge erfordert eine genaue Dokumentation und Überwachung. Trotzdem überwiegen die langfristigen Vorteile, wie ein stabiles und zufriedenes Team, die die Praxis voranbringen können.
“Ja ich will!”… mich weiter informieren und erste Schritte gehen
Interessierte Arbeitgebende, die die Vorteile des Tarifvertrages für sich nutzen möchten, sollten sich umfassend informieren und erste Schritte gehen. Dazu kann die Lektüre von Artikeln gehören (s. Homepage Arbeitgebende), der Austausch mit Freunden, die im Umfeld eines Tarifvertrages als Arbeitgebende oder Arbeitnehmende tätig sind und gern auch die Kontaktaufnahme mit dem Bund angestellter Tierärzte. Zur Vertiefung der Thematik besteht auch die Möglichkeit, sich die Aufzeichnung unseres Online-Seminars zum Tarifvertrag anzuschauen.
Es lohnt sich, Erfahrungen anderer Praxen einzuholen, die bereits mit Tarifverträgen arbeiten. Die Überprüfung der bestehenden Arbeitsbedingungen und Gehaltsstrukturen kann ein nächster Schritt sein, um diese an die neuen Standards anzupassen. Ein gut umgesetzter Tarifvertrag stärkt die Praxis nachhaltig und macht Sie zu einem attraktiveren Arbeitgebenden in Zeiten des Tierärztemangels.
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