10. Leipziger Tierärztekongress Januar 2020/ Teil 1
Der BaT war für euch vor Ort
Der 10. Leipziger Tierärztekongress liegt hinter uns. Als „größte Fortbildungsveranstaltung im deutschsprachigen Raum” gestaltete er sich mit ca. 6200 Teilnehmern, über 500 Fachvorträgen und 12.000m² Messefläche auch für den BaT als bisher größte und erfolgreichste Messe seit Vereinsgründung.
Nicht nur die Maße des BaT-Messestandes waren größer als bei bisherigen Messen, auch war deutlich festzustellen, dass sich die Außenwahrnehmung des BaT und seiner Arbeit deutlich gesteigert hat. Im Vergleich zum letzten Kongress in Leipzig vor zwei Jahren bejahten die angesprochenen Tierärzte fast durchgehend die Frage, ob sie schon einmal vom BaT und seinen Zielen gehört hatten. Der Messestand war durchgehend gut besucht und viele Interessierte, aber auch Mitglieder schauten vorbei. Mit zeitweise acht eingeteilten Mitgliedern am Stand war es teilweise kaum zu schaffen, die vielen Fragen zu beantworten. Auch das Glücksrad drehte sich fröhlich im Kreis und erfreute die Messebesucher mit „Ein Herz für Tierärzte“-Tassen, ‑Beuteln, ‑Aufklebern und vielen BaT-Kleingewinnen.
Doch nicht nur auf der Messe waren wir für die angestellten Tierärztinnen und Tierärzte vertreten. Schon am Donnerstag, als sich der Kongress noch deutlich ruhiger zeigte, waren wir für euch in der Eröffnungsveranstaltung und auch in den Vorträgen zum Thema Berufspolitik.
Am Samstag haben wir außerdem alle interessanten Punkte aus dem Themenblock „Recht für Tierärzte“ gesammelt.
Wenn ihr also diese spannenden Themen verpasst haben solltet, könnt ihr dies jetzt und hier nachlesen.
Tag 1 des Kongresses – Donnerstag 16.01.2020
Auftaktveranstaltung: Bitte geraderücken! Das Bild des Tierarztes in der Öffentlichkeit.
„Der Tierarzt in den Medien: Nur Frau Dr. Mertens oder mehr?“
Von Jörg Held (wir-sind-tierarzt.de)
Jörg Held richtete seinen Blick in seinem Vortag auf die Frage, wie und auch wie oft Tierärzte von der Außenwelt in den Medien wahrgenommen werden.
Erst einmal ging er darauf ein, wie viele verschiedene Gruppen von Tierärzten ist eigentlich gäbe. Ob nun Amt‑, Industrie- oder praktizierende Tierärzte etc. In mindesten 86 unterschiedlichen Kammern, Verbänden und Fachgruppen seien sie organisiert, von der Bundestierärztekammer bis zu den QueerVets.
Dem gegenübergestellt zählte Jörg Held auf, wie viele Medienkanäle es eigentlich gäbe: ca. 320 Tageszeitung, 110 TV-Sender und 300 Radio-Sender, außerdem noch Wochen Zeitungen und Magazine. Dazu kämen noch alle weiteren Medien, die über das Internet liefen.
Doch wie sei nun das Bild des Tierarztes in diesen Medien? An verschiedenen Beispielen wie die „Retter mit Herz“, „Tierischer Einsatz“ oder „Doktor Mertens“ zeigt er, dass die große Zahl an Berichten über Tierärzte in den Medien positiv dargestellt werde. Viele von diesen Sendungen kämen zur Prime Time. Der Tierarzt werde hierbei oft als ein Experte oder Berater gesehen, er diene als Vorbild oder seine Arbeit sei einfach für Zuschauer interessant. Ob sich nun die Tierärzte selbst so dargestellt sehen möchten, wie das Bild der Tierärzte in Serien und Filmen gezeichnet werde, bleibe zu hinterfragen.
Schwierig seien besonders die sozialen Netzwerke und die Online-Medien. Dort hätten die Tierärzte und ihre Verbände Nachholbedarf in der direkten Kommunikation, sei es zum Beispiel in Form eines Tierarzt-Blogs oder Facebook Profile etc.
Nicht zu vergessen die Tragweite die ein kleiner, evtl. negativer Eintrag in den sozialen Netzwerken durch das Teilen von Beiträgen bekommen könne.
Nicht nur in Deutschland seien die Tierärzte unglücklich mit der Darstellung ihrer Arbeit. Auch in England stehe man vor ähnlichen Problemen. Grundsätzlich aber werde von „dem Tierarzt“ ein gutes Bild gezeichnet!
Aus Sicht des Tierarztes jedoch würden besonders Berichterstattungen auffallen, in denen es um Tierschutz, Notdienstmangel oder Ähnliches gehe. Oft würden solche Berichte für den Laien negativ wahrgenommen, Tierärzte hingegen fänden es meistens gut wenn über ihre berufspolitischen Probleme gesprochen werde. Also seien solche Themen wie Notdienstmangel zwar politisch interessant, medial aber als schwierig anzusehen.
Herr Held hatte eine kleine persönliche Stichprobe gemacht, in dem er sich Medienaufrufe über einen bestimmten Zeitraum angeschaute, in der der Begriff „Tierarzt“ auftauchte. Dabei wären 83% der Medienberichte über Tierärzte positiv. Auch in England sähen 80% der Tierbesitzer die Tierärzte positiv und 68% seien sogar zufrieden mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Sein Fazit daher: man müsse das Bild nicht gerade rücken, sondern es selbst gestalten. Die Tierärzte würden Medien-Berichte über ihren Berufstand mehr wahrnehmen, als die breite Öffentlichkeit es tut, weil sie für ihre eigenen Themen mehr sensibilisiert seien.
Daher solle man seine „Owned-Media“, wie sie zum Beispiel die Tierärzte Ralph Rückert oder Dr. Jonigkeit betreiben, auch für berufspolitische Themen benutzen (z.B. Tierarzt- und Notdienstmagel). Dabei sollte man besonders an die „prophylaktische Information“ denken – zu verstehen als eine Immunisierung mit Information.
Das Bild der Tierärzte solle also lieber vorbeugend positiv geprägt werden, als dass zu viel Zeit auf das Geraderücken nach negativen Berichten verschwendet werde.
„Ohne Tierärzte kein One-Health-Konzept“
Von Andreas Hensel (Bundesinstitut für Risikoforschung. Berlin)
Andreas Hensel richtete seinen Blick hingegen auf die Aufgaben der Tierärzte in Bezug auf die Sicherheit von Lebensmitteln. Dabei sei besonders der Begriff „One Health“ in der Vergangenheit deutlich öfter zu hören gewesen. Gesundheit von Mensch und Tier gehöre zusammen, beispielhaft hierfür das Thema Antibiotikaresistenzen.
Er betont, dass „One-Health“-Themen besonders tierärztliche Expertise erfordern würden. Tierärzte wären ein unverzichtbarer Bestandteil des öffentlichen Gesundheitswesens. Daraus ergäben sich viele Berufs- und Forschungsfelder für Tierärzte, die sich die Tierärzte in ihrer Funktion und auch bei ihren berufspolitischen Diskussionen nicht wegnehmen lassen sollten. Hier müssten sie deutlicher auftreten und ihre wichtige Rolle der Gesellschaft klarmachen. Außerdem gab Herr Hensel der Tierärzteschaft mit auf den Weg, dass sie ihre Kommunikationsstrategien überdenken sollten, um besser in ihrer Expertenrolle bei diesen Themen wahrgenommen zu werden.
„Der praktizierenden Tierarzt: Samariter oder Halsabschneider?“
Von Thomas Steidl (Landestierärztekammer Baden-Württemberg)
Die Wahl des Titels sei eine provokante These, betonte Herr Steidl zu Beginn, bringe jedoch den Zwiespalt in dem sich Tierärzte oft bewegen auf den Punkt. Das Problem sei, dass unter anderem die interne Darstellung von Tierärzten mangelhaft sei, ein mangelhaftes Selbstverständnis bestehe. Die externe Darstellung von Tierärzten sei jedoch oft falsch. Der Beruf des Tierarztes werde von außen eher als Berufung gesehen und impliziere, dass man „mit dem Leid der Tiere kein Geld verdienen darf“.
Nach wie vor werde auch der Beruf des Tierarztes in den Medien nicht realistisch dargestellt, sondern oft verklärt und romantisiert.
Außerdem verlange der Tierhalter eine hochprofessionelle Versorgung, die möglichst wenig kosten und 24/7 angeboten werden solle. Auch Tierschutz solle vom Tierarzt mit getragen werden, wie zum Beispiel durch Gratisbehandlungen von Wildtieren. Tierschutz sei eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, die nicht nur auf dem Rücken der Tierärzte als „Retter der Tiere“ getragen werden könne.
Daneben habe man als Tierarzt zusätzlich eine unternehmerische Verantwortung inklusive Risiko.
Fakt sei, dass Tiermedizin zwar als ZVS-Studienfach am begehrtesten sei, aber gleichzeitig der schlecht bezahlteste Medizinalberuf. Seit 1970 sei kein deutlicher Lohnzuwachs zu vermerken und auch die Versorgungswerke würden verglichen mit den anderen Kammerberufen in der unteren Liga spielen. Die tiermedizinische Versorgung sei aber auf höchstem Niveau, die Halbwertszeit des Wissens begrenzt, Tiermediziner würden somit ein Leben lang lernen. Und auch der Verbraucherschutz läge mitunter in den Händen von Tierärzten, auch wenn das weithin nicht ausreichend bekannt sei.
Herr Steidl wünschte sich unter anderem für die Zukunft eine professionellere und realitätsbezogene Darstellung der Tierärzte in den Medien, einen engeren Kontakt mit der Politik auf Augenhöhe, bessere Lobbyarbeit und Kostengestaltung auf betriebswirtschaftlicher Basis. Aber auch eine verstärkte Berücksichtigung betriebswirtschaftlicher Kenntnisse in der Ausbildung und eventuell ein Umdenken der Zulassungskriterien zum Studium. Abschließend betont er wie wichtig das Selbstverständnis und die Wahrnehmung von Tiermedizin als Heilberuf seien.
In Vertretung für Till Backhaus Vortrag „Der Tierarzt: Gegenspieler oder Partner der modernen Landwirtschaft?“
Von Wilhelm Kindisch
Herr Kindisch leitete seinem Vortrag damit ein, dass auf 15 landwirtschaftliche Betriebe mit Tierhaltung ein praktizierender Tierarzt (unabhängig von Fachrichtung) käme.
In der Landwirtschaft werde der Tierarzt vor allem als Dienstleister angesehen, unter anderem aber auch als Kontrolleur (Vetamt) und besonders als Kostenfaktor.
Herr Kindisch wünschte sich eine bessere Verknüpfung zwischen den Lehrinhalten von Tiermedizin und Agar-Studienfächern. In seinen Augen sei der Tierarzt als Berater noch lange nicht ausgeschöpft, besonders in seiner Funktion als neutraler Berater hingegen Berater von z.B. Futtermittelfirmen etc..
„Ohne Tierarzt kein Tierschutz?“
Von Christa Thöne-Reineke (Institut für Tierschutz, Tierverhalten du Versuchstierkunde, Berlin)
Der Tierschutz sehe eine Nutzung von Tieren durch den Menschen vor. Dabei seien die obersten Prinzipen des Tierschutzes einzuhalten (§ 1 TierSchG). Diese Prinzipien würden durch Tierärzte von der praktischen Tiermedizin über amtstierärztliche Tätigkeiten bis hin zu Lebensmittelhygiene gewährleistet. Dabei seien „Tierärzte durch ihre Ausbildung Experten für die Beurteilung von Wohlergehen bei Tieren oder Schmerzen, Leiden und Schäden.“ Sie würden in Tierschutzfällen als Zeugen und Gutachter dienen, wären in Tierschutzgremien aktiv sowie in Standesvertretungen.
Es habe in den letzten Jahren immer wieder gesetzliche Neuerungen und Änderungen zum Thema Tierschutz und Tierhaltung gegeben. Darüber hinaus hätten Tierärzte einen selbst, aber oft zusätzlich auch fremd auferlegten hohen moralischen ethischen Kodex. Dieser sei jedoch nicht immer mit sachlichen oder ökonomischen Realitäten der Arbeitswelt zu vereinbaren. Es bedürfe also ein gutes Händchen beim Umgang mit Patientenbesitzern und Unabhängigkeit von Interessenvertreter müsse sich der Tierarzt bewahren. „Wissen schützt Tiere“ sei dabei ein guter Leitsatz. Der Ethik-Kodex für Tierärzte sei von zentraler Bedeutung. „Tierschutz ist eine kollektive Verantwortung der Gesellschaft in der die Tierärzte aufgrund ihrer Fachkompetenz und hoheitlichen Aufgaben eine besondere Rolle einnehmen.“
Podiumsdiskussion
Während der Podiumsdiskussion wurden verschiedene Punkte bei den Rednern nachgefragt. Zum einen ging es um die Frage ob solche Sendungen wie „Unser Charlie“ aus Tierschutzsicht heute noch realisierbar wären. Dies wurde von Frau Thöne-Reineke verneint, da eine Vielzahl von Affen für diese Serie „verbraucht“ wurden.
Auch wurde noch mal gesagt, dass es einen Disput zwischen der Tiermedizin als Heilberuf und der Erlaubnis Tiere zu töten gäbe. Gerade bei Studierenden sei dies oft zu bemerken. Das Tierbild lehne sich immer mehr an das des Menschen an. In anderen Ländern hätten Tiere oft einen ganz anderen Stellenwert. Die Empathie eines Tierarztes für Tiere aber gleichzeitig seine Aufgabe Tiere auch töten zu müssen, bewirke eine Verrohung der Tierärzte als Muss.
Würde man Studenten fragen, was sie später mal machen wollen, käme heute viel häufiger als früher die Antwort, dass sie aufs Amt wollen. Junge Tierärzte seine außerdem meistens viel besser spezialisiert als die älteren. Und auch vor Feminisierung und Nachfolgern sollte man keine Angst haben.
Jörg Held betonte noch einmal, dass die Medienkompetenz von „Laien“ durchaus vorhanden wäre und diese auch bei unterschiedlichen Berichterstattungen hinterfragen würden, was berichtet werde. Tierärzte würden zumindest im Vergleich zu vielen anderen Berufsgruppen überhaupt in den Medien vorkommen und deren Bild sei dabei gut gezeichnet.
Wortmeldungen:
- Vor allem gäbe es Tierschutz-Probleme im Nutztierbereich und das Problem sein nicht bei den Politikern, sondern bei den Tierärzten selbst. Es werde eine Spaltung in der Tierärzteschaft kommen, denn die „alten Silberrücken“, die in der Berufspolitik zu finden seien, würden ihre eigenen Interessen verfolgen und nicht die der gesamten Tierärzteschaft. Die Verlängerung der Umsetzung der Ferkelkastration sei unter anderem durch die Einschätzung vom bpt-Präsidium gekommen. Journalisten würden sich bisher nur zurückhalten, da sie Angst vor der Expertise von Tierärzten hätten. Eine Personalwechsel in der tiermedizinischen Berufspolitik müsse kommen oder endlich Ehrlichkeit von den „Alteingesessenen“.
Antworten Podium:
- Da es keine einheitliche Interessenvertretung bei den Tierärzten gibt, sei es auch schwer eine einheitliche Meinung zu formen
- Aussagen zu Tierschutz-Themen (z.B. Kastenstände bei Sauen) seien bei allen Tierärzten gleich
Im Tierärzteblatt wäre es zu einem Bericht gekommen, dass Amtstierärzte gesagt hätten, dass sie Stalleinbrüche von Tierschützern begrüßen würden. So etwas sei nie gesagt worden, es helfe aber wenn durch solche Aktionen Einblicke in manchen Ställe möglich werden. So ein Bericht zeige, dass eine bessere Zusammenarbeit nötig sei zwischen den Tierärzten anstatt sich gegenseitig anzuprangern.
Es werde keine Gemeinschaft unter Tierärzten geben, solange sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer gegenseitig bekämpfen und immer noch Stellen angeboten werden, bei denen man 1000€ netto bei Vollzeitstellen für mehrere Jahre Berufserfahrung bekäme. Da würden viele Tierärzte aussteigen und nicht mehr praktisch arbeiten, weil sie keine Kraft mehr hätten. Solange sich immer wieder Leute finden würden, die bei diesen Arbeitsbedingungen die Stellen annehmen, werde noch nichts ändern. Man müsse laut werden für seine eigene Rechte. Wenn alle die GOT erhöhen würden, seien gute Bezahlungen kein Problem. „Wir lieben unseren Beruf, aber wer liebt diese Arbeitsbedingungen?“
- Es handelt sich um ein multifaktorielles Problem. 1.) Der gesetzliche Rahmen für Abrechnungen sei kompliziert, bpt und BTK würden seit Jahren für GOT-Erhöhung kämpfen. Diese wurde vor acht Jahren eingereicht, aber dann von der Politik pausiert. 2.) „Steak-Holder“ (Verbände der Landwirtschaft, Reiter, Tierschutz) seien gegen GOT-Erhöhungen, Tiermedizin habe nicht solche präsenten Vertreter wie beispielsweise die Landwirtschaft. 3.) Innerberufliches Problem weil die GOT gar nicht erst ausgeschöpft werde.
- Man komme mit Emotionen nicht weiter. Tierärzte würden sich oft selbst schlecht reden. Man müsse mehr fundierte Medienwahrnehmen der Probleme (z.B. Notdienstmangel) anstreben, siehe grüne Kreuze auf den Feldern
Will man sich die Landwirte als Vorbild nehmen? Diese brächen oft wie römische Legionäre in einer großen Gruppe gehaltvoll durch, was eigentlich ein defensives verhalten darstelle. Tierärzte sollten hier lieber offensiv auftreten.
- Die Studenten hätten natürlich schon ein Maß an Eigenverantwortung. BWL solle unbedingt im Studium eingeführt werden. Trotz vieler Nachfragen habe man als Student in der Klinik keine Rechnungen schreiben dürfen. Außerdem hätten Landwirte nicht nur rein wirtschaftliche Interessen, denn mit dem Beruf würde man auch nicht reich werden.
- Die Stundenpläne seien schon sehr voll, aber es sollen zumindest Wahlpflichtfächer zu BWL und Kommunikation eingeführt werden. Man müsse aber bedenken, dass am Ende nur ein Drittel der Studenten am Ende auch praktisch arbeiten.
Welches Bild sei denn eigentlich schief? Wolle man durch ein „gerade rücken“ noch mehr Bewerber fürs Studium? Was solle denn geändert werden an dem Bild des Tierarztes und in wie weit würden gesellschaftliche Prozesse das Tätigkeitsfeld ändern?
- In 50 Jahren seien die Tierärzte in der Berufspolitik, die jetzt auch schon andere Ansprüche haben. Daher werde sich bestimmt etwas ändern.
- Es gäbe eher zu viele Aufgaben für Tierärzte derzeit. Die Anforderungen hätten sich komplett geändert. Früher musste man mal den Hofhund behandeln und heute gäbe es ein riesiges Feld zu „Companien Animals“
- Landwirtschaft werde digitalisiert und modernisiert durch Drohnen etc. In der Ausbildung von Tierärzten müsse diese Entwicklung beachtet werden damit Tierärzte auch in der Zukunft als Berater fungieren können.
- Es werde ein Wandel kommen weil es vor allem Tierärztinnen geben werde.
Die Entscheidungen in der Politik würden gemacht werden aufgrund von Druck, Geld etc. Jacques Chirac hätte mal seine Angst vor der Bauernlobby zugegeben, als diese drohte ihm die Gülle vor Paris auszukippen. Man müsse mit Sachargumenten auftreten, nichts anderes würde helfen.
Intern müsse sich die Wertschätzung untereinander verbessern. Die Gremien von Berufsverbänden etc. bräuchten jüngere Leute um auch diese einzubinden. Als externe Problematik sei die Frage, was man macht, wenn bei Haltern Sachargumente nicht reichen.
- Die Arbeit von den Amtstierärzten werde in den allermeisten Fällen nicht bemerkt. Sie würden sich bedeckt halten und im Hintergrund agieren. Welche Krisen würden überhaupt mal von der Außenwelt wahrgenommen werden in Bezug auf deren Arbeit. Nur wenn Skandale passieren, würde man etwas in den Medien hören.
- Journalisten fielen auch nicht auf alles rein, was ihnen präsentiert wird, sie würden auch hinterfragen. Beharrlichkeit und Sachargumente würden am besten wirken. In der Tiermedizin brauche man eine Gallionsfigur für berufspolitische Themen, man brauche ein Gesicht.
Die jüngeren Tierärzte würden mehr für sich einstehen als früher und daher sollten die älteren Tierärzte ihnen helfen, damit sich langfristig was ändern kann
Tierärzte sollten Anwälte der Tiere sein, fungieren aber leider oft als Richter.
© Dr. Anne Menzel, Bund angestellter Tierärzte e.V.