Angestellte Tierärzt:innen unerwünscht?
Zum dritten Mal wurde der Antrag des Bund angestellter Tierärzte e. V. (BaT) auf einen Beobachterstatus in der Bundestierärztekammer e. V. (BTK) abgelehnt. Darüber hinaus wurde eine weitere frühere Anfrage bereits im Vorfeld des Antrags vom BTK-Präsidium gar nicht erst zugelassen.

Welches Signal geht von dieser Entscheidung in Richtung der mehr als 1000 überwiegend weiblichen BaT-Mitglieder aus?
- Wir sehen euch nicht als wertvollen Bestandteil unseres Berufes.
- Wir verwehren euch die Teilhabe.
- Wir empfinden kontroverse Sichtweisen als Bedrohung, nicht als Bereicherung.
Welch fatales Signal. Kann sich die Tierärzteschaft das wirklich leisten?
Die BTK ist ein Verein, ein Zusammenschluss der 17 Landestierärztekammern unter einem Dach. Es geht um einen Beobachterstatus, der zur passiven Teilnahme an den Delegiertenversammlungen berechtigt, mehr nicht und der nicht mit einem Stimmrecht verbunden ist.
Dennoch, er ist für die jeweilige Beobachterorganisation verbunden mit dem Anrecht, über Aktionen und Positionen im Deutschen Tierärzteblatt, welches jede Kollegin, jeder Kollege in Deutschland erhält, zu berichten.
Angst vor einem offenen Diskurs?
Ist das der Grund für die erneute Ablehnung? Sollen kontroverse, nicht mit den Positionen der BTK konforme Inhalte verhindert werden? Ist die Angst vor Gegenwind so groß? Oder liegt die Ursache in der Dominanz des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte (bpt) innerhalb der BTK?
Wieder kam der Antrag auf eine geheime Wahl aus Bayern. Sollte damit verschleiert werden, dass innerhalb der BTK viele Entscheidungen nach wie vor stark vom bpt beeinflusst werden? Fehlt der Mut zu einem offenen Diskurs? Ist hier schon lange das Bewusstsein dafür verloren gegangen, dass ein Berufsverband Verbandsinteressen vertritt, die durch Lobbyarbeit vorangetrieben werden?
Oder ist durch die Personalunion einiger Vertreter und ihr Engagement in bpt und BTK der Gedanke abhandengekommen, dass ein/e Delegierte/r der Bundestierärztekammer die Interessen aller Tierärzt:innen zu wahren hat, auch die von Minderheiten innerhalb des Berufsstandes und auch die der Mitglieder des BaT?
Angst vor wachsendem Einfluss des BaT?
Von einer Minderheit kann im Zusammenhang mit angestellten Tierärzt:innen mittlerweile nicht mehr die Rede sein, stellen sie doch die Mehrheit der in der kurativen Praxis Tätigen. Natürlich sind nicht alle angestellten Tierärzt:innen Mitglied im BaT, aber die Mitgliederzahlen steigen kontinuierlich, während die des bpt sinken.
Besteht hier die Sorge, der BaT könnte durch den Beobachterstatus und die Möglichkeit, Inhalte im „Grünen Heinrich“ zu veröffentlichen, noch weiter wachsen? Aber ist dies nicht zuallererst die Sorge des bpt, der daher alles versucht, um den BaT auszuschließen? Und demgegenüber die Pflicht der Delegierten innerhalb der BTK, den steigenden Anteil angestellter Kolleg:innen abzubilden und zu repräsentieren?
Der BaT hat den Beobachterstatus erbeten, damit auch seine Mitglieder die BTK als ihre Dachorganisation begreifen. Mittlerweile engagieren sich viele BaT-Mitglieder in den Landestierärztekammern, im Dessauer Zukunftskreis, beim Deutschen Tierärztetag. Dort sorgen sie für neue Impulse, übernehmen Aufgaben in Gremien und Ausschüssen und bringen damit die gesamte Tiermedizin voran.
Was kann sich die BTK mehr wünschen?
Reaktionen auf die erneute Ablehnung
„Peinlich, beschämend, rückschrittig, ein fatales Signal aus der BTK“, das waren die Kommentare von Delegierten der BTK, die für den Antrag des BaT auf den Beobachterstatus gestimmt hatten.
Für Vorstand und Mitglieder des BaT zeigt die erneute Ablehnung, wie es aktuell um die Mehrheiten in der BTK bestellt ist. Wie wenig ernst es in Teilen gemeint ist, wenn von Fortschritt und Zukunftsorientierung die Rede ist. Das negative Votum reiht sich ein in eine ganze Reihe von Entscheidungen und Handlungen. Die unverändert schlechten „Gehaltsuntergrenzen des bpt “, das Negieren des ersten Tarifvertrages für Tierärzt:innen von Arbeitgebendenseite, von bpt und BTK und die Aufkündigung der Tarifverträge der Tiermedizinischen Fachangestellten. Alles vertane Chancen zur Aufwertung der Tätigkeit Arbeitnehmender in der Tiermedizin.
Die Ablehnung ist eine Enttäuschung, sicher. Die Erkenntnis der Täuschung, über den behaupteten Wandel und die Diskrepanz zwischen (schönen) Worten und Handlungen, die konträr dazu stehen. Die Ent-täuschung hilft aber auch bei der realistischen Einschätzung des Status quo und ermöglicht eine Schärfung des eigenen Profils. Sie zeigt die Notwendigkeit, weiter aktiv für die Interessen angestellter Tierärzt:innen einzutreten. Immerhin, die benötigte 2/3 Mehrheit wurde um nur 4 Stimmen verfehlt.
Wandel ist mühsam und Wandel ist langsam. Es gibt noch viel zu tun.
Wir stehen weiter unermüdlich für deine Rechte als angestellte Tierärztin oder angestellter Tierarzt ein – mit deiner Mitgliedschaft hilfst du, dass wir auch deine Stimme noch lauter vertreten – hier gehts zum digitalen Antrag.
Gemeinsam mehr erreichen – BaT!