Das Gremium Berufspolitik berichtet vom bpt Kongress 2021
Bpt-Kongress „Live Career Day“ 2021
Wie auch im letzten Jahr war unser Gremium Berufspolitik für Sie beim Live Career Day des bpt Kongresses am 30.10.2021 dabei. In Zeiten von Fachkräftemangel und Notdienstkrise waren alle Vorträge hoch relevant und wir möchten die wichtigsten Inhalte hier für Sie noch einmal kurz zusammenfassen.
Wir freuen uns sehr, dass die eingeladenen Expert:innen Themen ansprechen, die uns als Arbeitnehmer:innenvertretung sehr wichtig sind und zudem auch etwas „Insight“ in die Arbeitgeber:innenseite bieten.
“Geeignete Mitarbeiter gewinnen und halten – einige Zauberformeln für die Praxis”
Unter diesem Titel fanden am 30.10.2021 beim Live Career zahlreiche, hoch spannende Vorträge statt, von denen wir im Folgenden die wichtigsten Inhalte vorstellen.
“Prognose: 15 Tausend fehlende Vet-Fachkräfte — was kann ich als Personalverantwortlicher jetzt tun? — So gelingt Bewerbermanagement in der Tiermedizin”
Unter diesem Titel widmete sich Christopher Waldner, CEO von VetStage, der Fragestellung, wie man in dem sehr angespannten Arbeitsmarkt für potenzielle Bewerber:innen als Arbeitgebende attraktiv wirken kann. Zuerst stellt er die Frage um und zwar, dass man sich erst einmal überlegen sollte, ob man als Firma „unangenehm“ für Bewerber:innen ist. Eigenschaften, die dazu führen seien wochenlanges Warten auf Rückmeldungen, eine geforderte postalische Bewerbung, ein langwieriger Bewerbungsprozess oder aber auch die Intransparenz dessen.
Karriereseite des Unternehmens
Eine Karriereseite des jeweiligen suchenden Unternehmens stelle eine wichtige Informationsquelle dar. Gerade für Fragen, die heutzutage Angestellte ganz besonders interessierten: Wie ist der Umgang und die Teamkultur? Wie werden Fortbildungen geregelt, die freie Zeit der Mitarbeiter:innen gefördert und achtet das Unternehmen auf Nachhaltigkeit?
Personalgespräche
Genauso wichtig, wie das Gewinnen von Mitarbeiter:innen sei aber auch das Halten dieser. Das erreiche man durch regelmäßige Personalgespräche, beispielsweise auch nach einer Kündigung. Was waren die Gründe? Gibt es Dinge, die Angestellten wichtig sind und die man als Arbeitgeber:in verbessern könnte?
Bewerbungsmanagement
Für all das sei ein genaues Bewerbungsmanagement von Nöten. Dafür gebe es auch externe Angebote, wie zum Beispiel durch das Unternehmen VetStage.
“Do’s and Dont’s im Bewerbungsgespräch”
Gabriele Moog, Rechtsanwältin und Referentin der Geschäftsführung des bpt, gibt eine kleine Anleitung was die „Do’s und Dont‘s“ in Bewerbungsgesprächen sind.
Klares Anforderungsprofil
Ganz wichtig sei ein richtiges und ordentliches Anforderungsprofil an die/ den potenziellen Arbeitnehmenden. Es müssen Anforderungen und Kenntnisse genau beschrieben werden. Das bestimme nämlich auch den Umfang des Fragerechtes der/ des Arbeitgeber:in.
Die Fragen und Anforderungen müssen vorbereitet werden und zu jedem/r Bewerber:in sollten Notizen gemacht werden. Diese müssten drei Monate aufbewahrt werden, falls man als Arbeitgeber:in wegen des AGG (Allgemeines Gleichberechtigungsgesetz) verklagt werde.
Erfragt werden sollten Bildung, Berufsweg, Fortbildungen und Vorstellungen zu deren Umsetzung, Gehaltshöhe und berufliche Zukunftspläne.
Unzulässige Fragen
Etwaige Vorstrafen dürften nur in Zusammenhang mit konkreten, Arbeitsplatz relevanten Dingen abgefragt werden. Zum Beispiel bei Notwendigkeit eines Führerscheins in einer Fahrpraxis. Ansonsten seien Fragen nach Familienplanung, Vorstrafen etc. schlichtweg nicht erlaubt. Die Gefahr einer potenziellen Diskriminierung sei im AGG geregelt. Die/der Bewerber:in dürfe in solchen Situationen lügen oder die Antwort verweigern.
Hier hafte auch der/die Arbeitgeber:in, der interviewt hat. Bis zu drei Monatsgehälter als Entschädigung könnten gefordert werden. Deshalb solle man auch immer dokumentieren, wieso nachgefragt wurde, ob es wirklich mit der Stelle zu tun hatte oder ob es nur Neugier war. Dies könne dann rechtlich angefochten werden.
Falls der/die Bewerber:in freiwillig über Kinderwunsch, Behinderung o.ä. spricht, solle man nicht weiterfragen, sondern immer antworten, dass man sich bedanke, aber dieser Umstand für einen irrelevant ist.
Offene Fragestellungen
Ansonsten solle man keine Angst haben, Fragen zu stellen. Man solle Ja- /Nein- Fragen vermeiden, lieber offene Fragen stellen und Antworten aufgreifen. So erzähle die/der Bewerber:in am meisten von sich. Außerdem solle man sich nicht auf das eigene Bauchgefühl verlassen. Man tendiere dazu, charakterlich ähnliche Personen einzustellen. Diese seien aber nicht unbedingt die richtigen für den Job. Am Ende solle man das Anforderungsprofil mit dem Bewerberprofil sachlich vergleichen, um zu sehen, dass die Ansprüche überhaupt erfüllt werden.
Eindruck des Arbeitgebenden
Nicht zu vergessen sei, dass der/die Arbeitgeber:in sich auch bei den Interessenten bewirbt. Daher solle auch bei einer Absage, eine Antwort schnell gegeben werden. Bei dieser müsse darauf geachtet werden, dass man die Ablehnungsgründe nicht mitteile. Die Dokumentation sei nur wichtig, falls geklagt würde. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Bewerbungen ins Datenschutzkonzept eingebunden werden müssten, da es sich um sensible Daten halte.
“Unterstützt mit einem strukturierten Berufseinsteigerprogramm ins Berufsleben als Tierärztin/Tierarzt”
Christoph Dänzer, CEO der Evidensia Gruppe, stellt das Berufseinsteiger:innen- Programm von Evidensia vor. Seiner Meinung nach sei ein breites Fort- und Weiterbildungsprogramm wichtig für die Bindung der Mitarbeiter:innen.
Unglücklicher Berufseinstieg
Oft herrsche Unzufriedenheit auf Arbeitnehmer:innen- und Arbeitgeber:innenseite über den Berufseinstieg nach dem Universitätsabschluss. Das führe zu Vorwürfen wie „niemand kann etwas“ bzw. gegensätzlich „man wird nicht eingearbeitet“. Daraus resultiere eine gefühlt schlechte Vorbereitung auf den Arbeitsalltag und auch der Mangel an Nachwuchs.
Berufseinsteiger:innen- Programm
Deshalb wurde das Berufseinsteiger:innen- Programm von Evidensia ins Leben gerufen. Es biete eine strukturierte Einarbeitung und eine Begleitung der jungen Tierärzt:innen durch erfahrene Kolleg:innen.
Das Programm sei unterteilt. Die ersten acht Wochen seien zum Kennenlernen der Strukturen und das „Mitlaufen“, ebenfalls im Notdienst, da. Dabei werde man nicht selbständig handeln und es werden passende Webinare zu den aktuellen Themen angeboten. Die folgenden drei bis neun Monate arbeite man in der Sprechstunde mit, bearbeitet erste eigene Fälle und durchlaufe die Fachabteilungen. Im zehnten und zwölften Monat ginge es um die Vertiefung der Fachkenntnisse und die Möglichkeit der Spezialisierung. All dies werde durch Mentor:innen/Tutor:innen begleitet und ermöglicht eine regelmäßige Rückmeldung der Teilnehmenden zur Programmverbesserung.
Lesen Sie auch den spannenden zweiten Teil der Vortragszusammenfassung.
Ihr Gremium Berufspolitik des BaT