Ein Herz für Tierärzte
Provokant? Anmaßend? Kitschig? Was soll das denn?
Christina Hucklenbroich hat es in Ihrem Artikel ‚Leiden für die Tiere‘*1 sehr treffend zusammengefasst und die Unzufriedenheit bei Arbeitnehmern wie auch Arbeitgebern/Selbständigen zeigt es:
Unsere Arbeit wird von der Gesellschaft oft kaum wahrgenommen, erfährt statt Wertschätzung sogar häufig Kritik.
Tiermedizin ist ein hoch anspruchsvolles und langes Studium und die Ausübung des Berufes ist in den meisten Bereichen sowohl physisch als auch psychisch extrem fordernd. Die meisten Kollegen würden wohl trotzdem behaupten, dass Sie mit Herzblut bei der Sache sind. Das Gehalt, welches am Monatsende dabei herauskommt, entspricht in der Regel jedoch nicht annähernd dem der humanmedizinischen Kollegen oder dem anderer akademischer Berufe.
Auch die gerade erst erfolgte – man kann schon sagen – lachhafte Erhöhung der GOT-Gebührensätze von 12% spiegelt die fehlende Wertschätzung unseres Berufstandes und dessen was wir tun in weiten Bereichen der Gesellschaft wider.
Dabei geht es Vielen gar nicht immer nur um das Gehalt. Gerade die vielfach negative Berichterstattung (z.B. 04/2017 ARD-Magazin: Hund und Katze krank – Wie Tierärzte Kasse machen*2), die Anfeindungen, ja zum Teil der ‚Shit Storm‘ in sozialen Medien oder gar die handgreiflichen (zum Teil tödlichen) Übergriffe auf Tierärzte*³ sind einfach nur erschreckend.
Die schon vielfach zitierte Veröffentlichung von Johanna Kersebohm sowie auch der VetTalk bei den Baden-Badener-Fortbildungstagen 2016 (wir berichteten) haben gezeigt, dass die Wertschätzung durch Tierbesitzer, aber auch durch die Vorgesetzten, ein wesentlicher Punkt für die Zufriedenheit im Beruf sind.
Unsere Anliegen sind daher:
- Aufwertung des tierärztlichen Berufsstandes: In der Öffentlichkeit muss die Wichtigkeit und Wertigkeit unseres Berufsstandes immer wieder unterstrichen werden.
- Kollegiales Verhalten innerhalb der Tierärzteschaft: Nur, wenn wir alle am gleichen Strang ziehen und uns fair und kollegial verhalten, werden wir auch etwas erreichen können.
- Aufklärung: Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber müssen über Ihre Rechte und Pflichten informiert sein. Nur dann kann es ein positives Miteinander ohne Missverständnisse geben.
- Verbesserung der Arbeitsbedingungen: Die Einhaltung geltender Rechtsvorschriften und eine angemessene Arbeitsvergütung sind eine Grundvoraussetzung für die Wertschätzung der geleisteten Arbeit. Ein nettes Wort, ein Dank sind manchmal noch vielmehr wert und verursachen keine Kosten.
Wahrscheinlich würde jeder Kollege unterschreiben, dass er ‚Ein Herz für Tiere‘ hat. Schön wäre es, wenn wir auch ein ‚Herz‘ für uns selbst und für den Kollegen hätten: Wenn wir uns als Berufsgruppe gemeinsam positionieren, damit wir und unsere Arbeit wieder mehr Wertschätzung erfahren.
In diesem Sinne: EIN HERZ FÜR TIERÄRZTE
*1 http://www.zeit.de/karriere/beruf/2017–05/tiermedizin-traumberuf-gehalt-mindestlohn
*2http://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/tieraerzte-behandlung-methoden-100.html
*³Gewalt gegen Tierärzte
2017: Amtstierarzt in Cuxhaven von Landwirt in den Bauch geschossen
2016: Zwei Veterinäramtsmitarbeiter im Kreis Kleve werden von einem Landwirt mit einer Eisenstange schwer verletzt
2016: Landwirt rammt mit seinem Trecker 5 Polizeiautos und 2 Transporter von Veterinären
2015: In Brandenburg hat ebenfalls ein Landwirt auf Mitarbeiter des Veterinäramtes geschossen und einen Angestellten getötet
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