Geschickter Schachzug oder Bumerang? Droht Austrittswelle aus dem bpt?
Kooperationen und Bündnisse
Es ist legitim und klug, sich für gemeinsame Interessen Bündnispartner:innen zu suchen und Kooperationen einzugehen. Schwierig und undurchsichtig wird es immer, wenn die Interessenslage unklar ist, sich die Interessen nur in Teilbereichen decken oder nur ein Teil der beteiligten Personengruppen profitiert.
Vor diesem Hintergrund sollte die aktuell geschlossene Kooperation zwischen der AniCura Holding und dem bpt kritisch gesehen werden. In dieser wird beschlossen – ob mit oder ohne Zustimmung der bpt Mitglieder, bleibt offen –, dass die Anicura Holding ein sogenanntes „Korporativ-Mitglied“ im bpt wird. Es wurde unter anderem die Kostenübernahme der Mitgliedschaft für alle Mitarbeiter:innen durch Anicura als Vorteil präsentiert, um besonders von vergünstigten Fortbildungen des bpt profitieren zu können. Gleichzeitig wurde sehr aktiv auf die Ausübung des Stimmrechtes bei Delegiertenwahlen – logischerweise mit Vorzug für Anicura-Kandidat:innen – hingewiesen und dieses mehrfach betont. Der bpt würde natürlich von einem derartigen Mitgliederzuwachs nicht nur finanziell (über mehr Mitgliedsbeiträge), sondern auch durch die Verjüngung seiner Strukturen profitieren. Vordergründig leuchten die Argumente der Präsentation zwar ein, auf den zweiten Blick stellen sich jedoch viele Fragen.
Fortbildungskosten ohnehin durch Arbeitgeber getragen?
Sicher, für angestellte Tierärzt: innen sind ermäßigte Fortbildungsstunden immer ein gutes Argument, da der Verdienst häufig zu wünschen übrig lässt. Aber wäre es nicht wünschenswerter, der Arbeitgebende trüge ohnehin die Fortbildungskosten? Oder eine bessere Bezahlung ermögliche eine unabhängige, freie Wahl der Angebote?
Besteht die Chance auf deutlich steigende Gehälter in der Tiermedizin, wie sie aktuell in greifbarer Nähe sind, da sich der Arbeitsmarkt zum Arbeitnehmer:innenmarkt gewandelt hat? Oder ist durch die Allianz zu befürchten, dass die Gehälter, zumindest bei AniCura Mitarbeiter:innen und bpt-Mitgliedern, auf dem Niveau der bpt-Gehaltsempfehlungen eingefroren werden? Diese sind ohnehin die niedrigsten, verglichen mit den Empfehlungen von BTK- und BaT.
Wessen Interessen zählen mehr?
Wie will ein „Arbeitskreis Angestellte Tierärzte“ im bpt, dem es in der Vergangenheit schon nicht gelungen ist, die Interessen der angestellten Tierärzt:innen angemessen gegen die Arbeitgeber:innen-Fraktion im eigenen Berufsverband zu vertreten, nun agieren? Senkt sich die Waagschale mit AniCura im Boot doch eindeutig weiter in Richtung Arbeitgeber:innen-Lobby?
Sollte es hochqualifizierten Akademiker:innen nicht zugetraut werden, sich selbständig und frei für eine unabhängige Berufs- und Interessensvertretung zu entscheiden? Ist hier ein an Bevormundung grenzendes Drängen durch den Arbeitgebenden richtig? Und ist es nicht doch ein Versuch der starken berufspolitischen Einflussnahme, wenn erst relevante Positionen von Anicura-Kandidat:innen besetzt sind? Mag es auch gut verpackt sein und durch die oben erwähnten Vorteile versüßt werden.
Welches Mitspracherecht haben inhabergeführte Praxen und Kliniken? Kommen sie in den gleichwertigen Genuss einer „Korporation“? Ist es innerhalb eines Berufsverbandes nicht sinnvoll, für ein ausbalanciertes Verhältnis der Kräfte zu sorgen und nicht ohnehin mächtige Player zu protegieren? Gab es einen Mitgliederentscheid?
Unabhängige Alternative
Wir als BaT sehen uns als unabhängige Alternative. Wir sprechen mit Arbeitgeber: innen auf Augenhöhe, gestalten gemeinsame Projekte, bewahren aber die Interessen unserer angestellten Mitglieder.
Der Bund angestellter Tierärzte e.V. gibt den angestellten Tierärzt:innen als reine Arbeitnehmer:innenvertretung nicht nur eine Stimme, sondern bietet auch:
- Mitgestaltung von Berufspolitik in unserem jungen, dynamischen Verein
- die reine Interessensvertretung der Belange aller Arbeitnehmer:innen
- die Möglichkeit der Mitgestaltung am ersten Tarifvertrag für die Tiermedizin
- neuartige, zeitgemäße Weiterbildungen zu den Themen Mental Health und Soft Skills
- ein jederzeit offenes Ohr und direkter Austausch im Netzwerk (Mitglieder helfen Mitgliedern)
- die Möglichkeit, die eigene berufliche und private Zufriedenheit als Tierärzt:innen zu verbessern
- eine unabhängige, kostenlose rechtliche Erstberatung
- die Chance, gemeinsam mehr zu erreichen
Es besteht Grund zur Hoffnung
Hoffnung gibt uns die neue, junge Generation von Tierärzt:innen, die politisch engagiert ist und auch in anderen Bereichen die Beendigung von unguten Allianzen, die auf ihre Kosten existieren, einfordert. Interessen von Arbeitgeber:innen- und Arbeitnehmer:innen sind nicht deckungsgleich. Sie müssen immer wieder neu verhandelt werden, auf Augenhöhe und mit offenem Visier.
Gerne unterstützen wir auch ganze Praxis- oder Klinikteams in allen berufsrelevanten Belangen, auch juristisch. Wir vertreten mit unserer engagierten Arbeit Ihre Interessen. Dafür verwenden wir Ihren Mitgliedsbeitrag: Ein Beitrag, der sich lohnt, verdienen BaT-Mitglieder laut unserer aktuellen Studie „Arbeitsbedingungen und Berufszufriedenheit angestellter Tierärzt:innen in Deutschland 2020“ signifikant mehr als bpt Mitglieder.
Lassen Sie uns gemeinsam mehr erreichen!
Der Vorstand des Bund angestellter Tierärzte e.V.