Scheitern der TFA-Tarifverhandlungen
Ein Blick hinter die Kulissen
Die Tarifverhandlungen zwischen dem vmf und dem bpt sind gescheitert. In der Pressemitteilung des vmf vom 26.11.2024 heißt es dazu: Mitte November hatte die Delegiertenversammlung des bpt beschlossen, alle bisherigen Ergebnisse zu verwerfen und die Verhandlungen nicht mehr fortzusetzen. Nachdem auch weitere Kontaktversuche mit dem bpt erfolglos blieben, hat der erweiterte Bundesvorstand des vmf am vergangenen Wochenende dem Vorschlag der TFA-Tarifkommissionen zugestimmt und die Verhandlungen als gescheitert erklärt.
Statement des bpt zum Scheitern der Verhandlungen
In der Presseerklärung des bpt vom 15.11.2024 hieß es dazu
„trotz der im Vorgriff auf die GOT 2022 erfolgten Lohnerhöhung und der Vorverhandlungen im Sommer waren die Forderungen des vmf auch in der neuen Verhandlungsrunde im Oktober so hoch, dass sowohl die kleine als auch die große Tarifkommission des bpt sich entschlossen hatten, nach Ablauf der Friedenspflicht die bpt-Delegiertenversammlung, wie mit dem vmf abgesprochen, einzubeziehen.”
bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder bedauert das Scheitern der Verhandlungen:
„Die TFAs sind ein wesentlicher Faktor für den Praxiserfolg. Sie haben eine qualitativ hochwertige Ausbildung, leisten großartige Arbeit und sollen für ihre Leistung selbstverständlich auch die verdiente Wertschätzung erfahren. Leider können wir uns nicht einigen, wie hoch die Tarifanpassungen sein sollen. In der sorgfältigen Abwägung des Spannungsfelds zwischen dem Verlust von Mitgliedern durch einen hohen Tarifabschluss gegenüber dem existierenden und sich gegebenenfalls weiter verstärkenden Fachkräftemangel konnte keine Tarifeinigung im vertretbaren Rahmen erzielt werden.“
VUK unterstützt Entscheidung des bpt
In einer am 19.11.2024 veröffentlichten Mitteilung des VUK heißt es, der Verbund Unabhängiger Kleintierkliniken e.V. (VUK) schließt sich der bpt-Delegiertenversammlung vom 14. November 2024 an und unterstützt den Ausstieg des bpt. Um weiterhin wirtschaftlich agieren und die tiermedizinische Versorgung auch im Notdienst gewährleisten zu können, ruft der VUK den vmf zu verantwortungsvollen Verhandlungen mit maßvollen Forderungen und planbaren Zeithorizonten auf.
Ziel bleibt die zukunftsorientierte Bezahlung aller Mitarbeitenden, orientiert an den Entwicklungen des Marktes. Der bpt hat dazu ein verantwortungsvolles Angebot in die Verhandlungen eingebracht.
Was verbirgt sich hinter den offiziellen Statements?
Ohne Not gefährdet der bpt die seit 1987 bestehende Tarifpartnerschaft mit dem vmf, bevor in einer weiteren bereits terminierten Verhandlungsrunde ein Konsens über die Laufzeit erzielt, geschweige denn über für beide Tarifparteien akzeptable Lohnerhöhungen oder anderweitige Ausgleichszahlungen gesprochen wurde. Für die Entscheidung zum Abbruch wurde die Delegiertenversammlung bemüht, wobei unklar ist, welche vmf-Forderungen dort vorgelegt wurden. Welchen Vorlauf hatten die Delegierten, um sachlich fundiert entscheiden zu können? Welche Informationen, um die Tragweite der Entscheidung abschätzen zu können?
War ihnen bekannt, dass im Vorfeld anlässlich der DVG-Tagung, ein Treffen der bpt-Geschäftsführung mit den großen Arbeitgebenden (sowohl Corporates als auch inhabergeführt) stattgefunden hatte? Welche Absprachen wurden dort getroffen? Mit welcher Intention?
Tarifverträge für angestellte Tierärzt:innen werden ebenfalls blockiert
Solche Treffen vom bpt mit den Arbeitgebenden gab es bereits zum Thema Tarifverträge für Tierärzt:innen, als der Bund angestellter Tierärzte e.V., BaT, zu Gesprächen eingeladen und die Arbeitgebenden zur Gründung eines Verbandes aufgefordert hatte, um in Tarifverhandlungen einzusteigen. Nach diesen Treffen wurde unisono erklärt, daran kein Interesse zu haben, obwohl es im Vorfeld durchaus positive Signale gegeben hatte.
Die Folge für angestellte Tierärzt:innen ist, dass es immer noch kein Verhandeln auf Augenhöhe gibt, keine Transparenz bei den Löhnen und Rahmenbedingungen, keine verifizierte Verbesserung der Arbeitsbedingungen und keine legale Flexibilisierung der Arbeitszeit, um die Notdienstversorgung sicherzustellen. Auch die jüngst angehobenen Mindestgehaltsempfehlungen des bpt für Tierärzt:innen geben wenig Anlass zu Hoffnung auf eine deutliche Wende im Hinblick auf bessere Löhne.
Sollen die Tarifverträge der Tiermedizinischen Fachangestellten abgeschafft werden?
Die postwendende Unterstützung des bpt durch den VUK legt diese Vermutung nahe. Corporates, deren Geschäftsführung aus Nichttierärzt:innen besteht, können ohnehin nicht Mitglied im bpt sein und haben daher keine Tarifbindung.
Besteht hier eine Allianz der großen Arbeitgebenden, mit dem Ziel, die Löhne der Arbeitnehmenden in der Tiermedizin trotz positiver Branchenentwicklung niedrig zu halten und Instrumente der Mitbestimmung auf Augenhöhe zu verhindern? Hatte nicht der wiedergewählte bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder auf dem DACH-Wirtschaftsforum diese positive Branchenentwicklung erst herausgestellt?
Der einseitige abrupte Ausstieg des bpt aus den Tarifverhandlungen mit dem vmf, der Versuch, diesem, obwohl der vmf weiterhin Verhandlungsbereitschaft signalisiert hat, die Verantwortung für das Scheitern zuzuweisen, sind befremdlich.
Welche Intention steht hinter dieser Vorgehensweise?
Der Eindruck entsteht, hier bewusst das Scheitern der Tarifverhandlungen provozieren zu wollen und sich dazu der Delegiertenversammlung bedient zu haben, um dieser, wissend oder unwissend, die Verantwortung dafür zu übertragen.
Warum wird ein Fragen- und Antworten-Katalog für bpt-Mitglieder zum Thema TFA-Tarifvertrag erst im Nachgang der Delegiertenversammlung veröffentlicht?
Welche vmf-Forderungen wurden überhaupt zur Abstimmung gestellt?
Es drängt sich die Frage auf, inwiefern der bpt hier als Berufsverband praktizierender Tierärzte agiert oder im Sinne der großen Arbeitgebenden und Korporativmitglieder.
Fazit
Es ist nicht verwerflich, ein Verband für Arbeitgebende zu sein und im Interesse dieser zu handeln. Solange dies transparent geschieht. Solange klar ist, wer im Hintergrund welche Fäden zieht und welche Interessen verfolgt. Jetzt ist es angezeigt, dass der bpt seine Vorgehensweise den Arbeitnehmenden in der Tiermedizin, den angestellten Tierärzt:innen wie auch den Tiermedizinischen Fachangestellten, erklärt.
Der Applaus für Entwicklungen zum Nachteil der Angestellten in der Tiermedizin, dürfte in Zukunft zunehmend leiser werden. Sitzen doch in den Reihen der Tierärzt:innen mittlerweile mehr angestellte als selbständige Kolleg:innen. Als Teile eines Teams wissen sie die vielfältige alltägliche Arbeitserleichterung durch die tiermedizinischen Fachangestellten sehr zu schätzen und unterstützen diese bei ihren Forderungen nach einer angemessenen Entlohnung.