„Wandel ist schwierig und Wandel ist langsam, und es passiert niemals alles auf einmal.“(Michelle Obama)
Angestellte praktizierende Tierärzte/-innen hatten bisher keine Lobby, keine Vertretung, die ausschließlich die Interessen ihrer Berufsgruppe in den Fokus stellte. Mit dem Bund angestellter Tierärzte e.V. (BaT) existiert seit 2016 erstmals diese Interessenvertretung.
Das ist neu und noch nicht bei allen Kolleginnen und Kollegen angekommen. Hauptzielgruppe sind die knapp 8000 „Praxisassistenten“ bzw. in Praxis oder Klinik angestellten Tierärzte, von denen gut 6500 weiblich sind (Statistik 2016: Tierärzteschaft in der Bundesrepublik Deutschland).
Mitgliedschaft im BaT oder bpt?
In seiner Gründungsphase wurde der Berufsverband zunächst überwiegend von Studenten, die bereits im bvvd organisiert waren, Doktoranden und Berufseinsteigern wahrgenommen.
Länger in der Praxis tätige Kolleginnen und Kollegen sind oft Mitglied im bpt, der berufspolitische Interessen vertritt, aber weder Tarifvertragspartner noch Gewerkschaft sein kann, da dort sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer Mitglieder sind. Eine doppelte Mitgliedschaft in BaT und bpt erscheint angestellten Tierärzten aus Kostengründen nicht sinnvoll, zumal der bpt für Mitglieder vergünstigte Fortbildungen anbietet.
Vielleicht zu kurzsichtig gedacht: Eine bessere Bezahlung nach Tarifverträgen eröffnet die Freiheit seine selbstgewählten Fortbildungen auch selbst bezahlen zu können.
Noam Chomsky und Gewerkschaften
Gewerkschaftsarbeit erscheint antiquiert, eher für Arbeiter zu Zeiten der Industrialisierung als für Akademiker im Jahr 2017.
Doch erneut weit gefehlt. In seinem hochaktuellen Buch „Requiem für den amerikanischen Traum“ betont einer der führenden amerikanischen Intellektuellen, Noam Chomsky, die wichtige Bedeutung von Gewerkschaften und Arbeitnehmerorganisationen heutzutage: „Es gibt eine organisierte Bewegung, die seit jeher an vorderster Front steht, wenn es darum geht, das Leben der Menschen zu verbessern: die Gewerkschaften …. wir unterscheiden uns genetisch nicht von den Menschen der 30er Jahre. Was sie damals konnten, können wir heute auch. Auch wir können unser Schicksal in die Hand nehmen und die derzeitige Entwicklung in eine neue Richtung lenken. Aber man muss es anpacken. Von alleine wird es nicht geschehen.“
Beweggründe für Engagement
Sich längerfristig für eine Sache zu engagieren, setzt voraus, dass man seine Zukunft auch in dem Bereich sieht. Angestellte Tierärzte, die ihre Praxisjahre nur als Übergangsphase zur Selbstständigkeit, zum Wechsel in Industrie oder öffentlichen Dienst oder als Selbstverwirklichungstrip, ohne auf den Verdienst angewiesen zu sein, betrachten, werden die Notwendigkeit zum Engagement nicht sehen.
Allerdings stehen sie in Zukunft den Praxen und Kliniken auch nicht als Mitarbeiter zur Verfügung. Ein Mangel, der sich jetzt schon bemerkbar macht.
Da die „Life – Balance“ heutzutage immer wichtiger wird, scheuen sich viele Tierärzte vor einer Selbstständigkeit und wollen langfristig angestellt sein. Genau diese Tierärzte stellen heute das so essentielle Personal für Praxen und Kliniken.
Und gleichzeitig haben in Praxis oder Klinik angestellte Tierärzte oft resigniert. Sie sind zwar häufig unzufrieden, wie die jüngste Erhebung zur Arbeitszufriedenheit von Johanna Kersebohm (Berl Münch Tierärztl Wochenschr 2017, DOI 10.2376/0005–9366-16093) deutlich gemacht hat, haben aber wenig Hoffnung auf Verbesserung ihrer Situation.
Tarifvertrag als Chance
Dabei liegt der Mehrwert von Tarifverträgen auf der Hand. Sie sind verlässlich und haben Gültigkeit und müssen nicht erst in mühsamen, oft vertagten Gehaltsverhandlungen im Einzelgespräch mit dem Chef errungen werden. Der Vorteil und die Notwendigkeit solcher Verträge wachsen, wenn in Zukunft bei Praxisketten Vertreter renditeorientierter Investoren als Gegenüber am Verhandlungstisch sitzen.
Alles mehr als gute Gründe, die nicht wirklich komfortable Zone zu verlassen.
Werden Sie Mitglied im Bund angestellter Tierärzte e.V. (BaT). Wir engagieren uns für Ihre Interessen. Gemeinsam mehr erreichen.