Kein Dementi, sondern Bestätigung
Der Faktencheck auf der bpt-Homepage vom 10.06.2021, bestätigt in der Sache in allen Teilen die von uns kritisch hinterfragte Kooperation zwischen dem bpt und AniCura.
Lediglich die Bewertung der Vor- oder Nachteile, Konsequenzen und Auswirkungen für unseren Berufsstand richtet sich nach den jeweiligen Interessen der Betrachter.
Unser Angebot an AniCura, eine Stellungnahme abzugeben, wurde nicht angenommen.
Kooperation/Korporation
Von einer „Kooperation“ haben wir gesprochen, da dieser Begriff als Überschrift über dem Schreiben steht, welches an AniCura-Mitarbeiter:innen herausgegeben wurde. Erst im Verlauf des weiteren Textes wird der Begriff „Korporativ-Vertrag“ verwendet.
Das Angebot an andere Praxen, Kliniken und Verbünde, auch Korporativpartner zu werden, scheint tatsächlich erst mit diesem Faktencheck realisiert zu werden.
Sonderkonditionen
Sonderkonditionen für AniCura Mitarbeiter: innen gibt es in Form von Ermäßigungen in Höhe von 30% auf bpt-Fortbildungen für AniCura und bpt-Mitglieder. Aber auch AniCura-Mitglieder, die über eine Sammelanmeldung zu Fortbildungen über AniCura angemeldet werden, erhalten einen Rabatt in Höhe von 15%, ohne bpt-Mitglied zu sein.
Einflussnahme auf politische Meinungsbildung
Zur Frage der politischen Einflussnahme auf Kolleg:innen, die bei AniCura beschäftigt sind, heißt es in dem Schreiben an die Mitarbeiter:innen:
“Die Mitgliedschaft ist nicht weisungsgebunden – d.h. jedes Mitglied entscheidet und wählt (z.B. die Delegierten) nach der jeweiligen persönlichen Meinung. Wir gehen jedoch davon aus, dass dennoch die Perspektive von uns als Einrichtungen in einem Verbund stärker repräsentiert wird als bisher.”
Und weiter:
„Aber: nicht jeder, der beitritt, muss aktiv werden – es reicht, dass wir Vertreter benennen und wählen d.h. die Teilnahme bei der Wahl von Vertretern wäre die Mindestanforderung an Aktivität, die jedoch nicht kontrolliert wird. Es besteht keine Verpflichtung zur aktiven Mitarbeit – Teilnahme an Wahl von Delegierten wäre Mindestanforderung/Bitte.“
Anders formuliert, die Mitarbeiter:innen sollen die Stimmen liefern, um die von AniCura benannten Vertreter:innen in die Delegiertenversammlung zu wählen. Unwahrscheinlich, dass diese sich dort für höhere Gehälter und Tarifverträge stark machen.
Vorteile für bpt-Mitglieder
Der bpt-Faktencheck nennt als Vorteile für alle bpt-Mitglieder, die Erzielung eines höheren bpt-Organisationsgrades unter angestellten Tierärzt:innen.
Im Weiteren heißt es:
„Die Einbindung von möglichst vielen praktizierenden Tierärzten/innen in die bpt-Strukturen wirkt außerdem der Entstehung weiterer eigenständiger Interessenvereinigungen entgegen.“
Ja, dass würde leider zutreffen, besonders was die Interessen angestellter Tierärzt:innen angeht.
„Aus Verbandssicht ist es zwingend, eine Schwächung der Interessenvertretung praktizierender Tierärzte/innen durch „Kannibalisierung“ zu verhindern.“
Die Verwendung des Wortes „Kannibalismus“ spiegelt, aus unserer Sicht, die gefühlte Bedrohungslage des bpt wider. Unser Interesse ist keinesfalls, dem bpt zu schaden.
Wir können nicht nachvollziehen, warum unsere Forderung nach Transparenz bei weitreichenden Entscheidungen über tierärztliche Belange in Berufsverbänden, unser Ruf nach vorheriger Diskussion, nach Beteiligung möglichst vieler Akteure im Vorfeld, unsere Frage, nach der Beteiligung von Mitgliedern und Delegierten des eigenen Berufsverbandes, als Bedrohung und nicht als Chance empfunden wird.
Wer entscheidet im bpt?
Für die Delegiertenversammlung heißt es im Faktencheck:
“…haben Präsidium und Vorstand wegen der grundsätzlichen Bedeutung des Themas vereinbart, diese final dem ranghöchsten Organ des Verbandes, der Delegiertenversammlung 2021 im Herbst (Termin steht noch nicht fest), vorzulegen. Eine Information der Öffentlichkeit über Vertrag und Inhalte war deshalb erst für/nach der Delegiertenversammlung 2021 geplant.”
Der Zeitplan, der den AniCura-Mitarbeiter:innen mitgeteilt wurde, sieht den Abschluss der Umschreibung der bpt-Mitgliedschaft auf eine von AniCura bezahlte Mitgliedschaft (auch rückwirkend für 2021) jedoch bereits bis zum Ende des 3. Quartals 2021 vor.
Deutlicher kann man das Desinteresse an der Meinung und am Votum der Delegierten nicht ausdrücken.
Der BaT – Vorstand
Hannover, den 19.06.2021
In diesem Zusammenhang von Interesse ist auch die Stellungnahme des VUK — Verbund Unabhängiger Kleintierkliniken e.V., www.vuk-vet.de, vom 15.06.2021, die unter dem Titel „Quo vadis bpt“ ebenfalls sehr kritisch Intention, Vorgehensweise und Konsequenzen des Korporativvertrages zwischen AniCura und dem bpt hinterfragt.
Bei Interesse an weiterreichenden Informationen, wenden Sie sich bitte an
info@bundangestelltertieraerzte.de oder an den Berufsverband ihres Vertrauens.