Küche, Kinder, Kleintierpraxis – das Berufsbild des bpt Präsidenten Dr. Moder? Teil 2
Als Interessensvertretung der angestellten Tierärzt:innen in Deutschland bezieht der Bund angestellter Tierärzte e.V. (BaT) zur Sendung des Bayrischen Rundfunks zum Tierarztmangel in der Nutztierpraxis, in dem sich der BpT- Präsident Herr Dr. Moder und seine Frau äußern, in einem 2. Teil (Teil 1 lesen Sie hier) wie folgt Stellung:
Die im Beitrag aufgeführte Argumentation, dass für angestellte Tierärzte das Arbeitszeitgesetz gelte, für Selbstständige jedoch nicht, ist in Deutschland und vielen anderen Ländern schon lange festgelegt, und sollte jedem bei der Entscheidung zur Selbstständigkeit bewusst sein. Es kann – aus der Sicht des BaT – nicht sein, dass das „Bestehen auf einen Achtstundentag“ der Generation X der jungen Tierärzte als Faulheit und Unflexibilität ausgelegt wird- auch wenn es mit Aufwand, Zeit und oftmals auch erhöhten Personalkosten verbunden ist, muss der Arbeitgeber dafür Sorge tragen, dass sein Betrieb so wirtschaftlich geführt wird, dass es personell eben keine Kollision mit dem Gesetz gibt. Dadurch, dass diese Gesetze jahrelang missachtet wurden und sich die heutigen Uniabsolventen eben nicht mehr zu unmöglichen Bedingungen und unter Verstößen des Arbeitszeitgesetzes anstellen lassen wollen, ist der derzeitige Nachwuchsmangel eine Entwicklung, die vielerorts zu personellen Engpässen führt, aber letztendlich längst überfällig war.
Folgende Fragestellungen sollten viel eher in den Fokus gerückt werden: Warum muss jede Praxis Notdienst anbieten? Warum schließen sich nicht Praxen aus einer Region zusammen (möglicher Umkreis z.B. 50km) und teilen sich die Dienste auf? Da auch in der Nutztierpraxis diese Fahrstrecken in einer einzelnen Praxisstruktur abgebildet werden, ist dies im Notdienst ebenfalls machbar. Und für Kleintierbesitzer ist eine Anfahrt von einer Stunde sicher auch zumutbar. In anderen Bereichen der ärztlichen Versorgung, ist das schon lange Alltag.
An dieser Stelle möchten wir darauf hinweisen, dass es jetzt die Pflicht des bpt wäre durch realistische Gehaltsempfehlungen den Beruf des Tierarztes attraktiver zu machen- um damit die vielerorts beklagte „Landflucht“ bzw. das Abwandern männlicher und weiblicher Kollegen in Industrie oder Veterinärämter effektiver einzudämmen. Es ist Fakt, dass Frauen die Zukunft des tierärztlichen Berufs sind- sei es, weil sie oftmals durch ein besseres Abitur eher einen Studienplatz bekommen und sich Männer einfach seltener auf einen schlecht bezahlten Job einlassen. Diese gehen somit gar nicht erst die Praxis oder bevorzugen gleich andere Studiengänge. Diese Thematik aber (gewollt oder ungewollt) in einem öffentlichen Beitrag auf die Lebensziele einer Frau, den Wunsch nach einem „Achtstundentag“ und „flexible Arbeitszeiten“ zu reduzieren, ist eine schlecht recherchierte, einseitige Berichterstattung.
Wie schaffen es andere Branchen Teilzeitmodelle und Arbeitszufriedenheit zu erzielen? Sind die für Arbeitgeber und Arbeitnehmer klaren Regelungen in puncto Arbeitszeit, Gehalt und der deutlich früher erkannten Feminisierung ein Grund? Diese klaren Regeln – auch mit Zugeständnissen für die Arbeitgeber in Form von Lockerungen bei den Ruhezeiten und mehr als acht Stunden Schichten, können im Rahmen von Tarifverträgen verhandelt werden. Allein Tarifverträge ermöglichen diese klar geregelten berufsspezifischen Ausnahmen, die auch für Teilzeitverträge interessante Optionen bieten. Leider existiert ein Tarifvertrag in der Tiermedizin bisher nicht.
Einen bitteren Nachgeschmack verleihen der Reportage die Aussagen von Frau Dr. Moder. Sie vermittelt mit ihren Aussagen den Eindruck, dass Frauen bevorzugt den Weg in die Kleintierpraxis einschlagen, weil ihnen die Arbeit mit Großtieren zu schwer, schmutzig und unbequem sei. Das Argument des „häufigeren Haarewaschens“ oder des „Geschubst- werden“ von Kühen ist schlicht und einfach oberflächlich, frauenfeindlich und ein Hohn gegenüber den Großtierpraktikerinnen, die sich genauso gut gegenüber einer Kuh behaupten können wie eine Kleintierpraktikerin gegenüber einer bissigen Katze oder einem wehrhaften Graupapageien. Auch suggeriert ihre Aussage zur Arbeit in der Kleintierpraxis „wie in den Tierarztserien“, dass weibliche Tierärzte ihren Beruf erlernen, weil sie durch TV- Serien auf die Idee gekommen sind gerne flauschigen, niedlichen Patienten zu helfen. Hier werden Frauen gewollt oder ungewollt degradiert und als naiv dargestellt.
Die Reportage ist aus Sicht des BaT einseitig recherchiert, es fallen viele diskriminierende Aussagen auf und die heutige Generation der angestellten Tierärzte und insbesondere der Tierärztinnen wird in einem völlig falschen Licht dargestellt.
Da der bpt auf seiner Homepage mit dem Slogan „Wir sind das Sprachrohr für eine positive gesellschaftliche Wahrnehmung der Tierärzte“ wirbt, ist man angesichts dieses Berichtes zumindest irritiert.
Im BaT streben wir gemeinsam ebenfalls eine Stärkung der Außenwahrnehmung des tierärztlichen Berufsstandes an, damit sich kurzfristig die tierärztliche Arbeit für Arbeitnehmer UND Arbeitgeber wieder lohnt. Andere Länder leben es uns vor, dass tierärztliche Leistung Geld kostet. Nicht der Arbeitgeber, sondern die Kunden müssen die angestellte Tierärztin bzw. den angestellten Tierarzt (angemessen) bezahlen. Der Arbeitgeber erwirtschaftet entsprechend bessere Umsätze und höhere Gewinne.
Wir wollen Sie als Kolleginnen und Kollegen ‑sollten Sie dieser Argumentation folgen können – motivieren, diese Herausforderungen jetzt gemeinsam in Angriff zu nehmen und sich durch Ihre Mitgliedschaft im Bund angestellter Tierärzte e.V. zu engagieren, für die Zukunft unseres Berufsstandes.
Gemeinsam mehr erreichen!
Für den Vorstand des Bunds angestellter Tierärzte e.V.
Dr. Elisabeth Brandebusemeyer, praktische Tierärztin und Mutter