Anregungen für die Politik zur Bundestagswahl und darüber hinaus
Als Interessensvertretung der angestellten Tierärzt:innen sehen wir uns nach inzwischen fünf aktiven Jahren als wahrgenommener und wichtiger Berufsverband in der Tiermedizin. Um unsere Ambitionen zu unterstreichen und in der stattfindenden Diskussion über Arbeitszeiten, Tierärzt:innenmangel, „Kliniksterben“ und tiermedizinischen Nachwuchs konstruktiv beizutragen, sind in diesem Statement einige Gedanken zusammengefasst.
Tierärzteschaft im Wandel – Sicherung der tierärztlichen Versorgung bei klaren Spielregeln
In der Tiermedizin bzw. in tiermedizinischen Einrichtungen herrscht nach wie vor Verwunderung darüber, dass es klare Regelungen zu Arbeitszeit, Ruhezeit und Arbeitsschutz gibt. Daher fordern wir – insbesondere von politischen Entscheidungsträgern – die striktere Kontrolle dieser Bereiche in der Tiermedizin sowie eine Selbstverpflichtung insbesondere an den universitären Lehrstätten, mit besonders positivem Beispiel voranzugehen – dies ist bisher bei weitem nicht der Fall.
Der vielfach beschriebene Tierärzt:innenmangel in Deutschland ist ein Phänomen, dass bei genauerer Betrachtung vielschichtig ist. Die Zahl der jährlichen Absolvent:innen steigt stetig. Es stellt sich die Frage, wo die gut ausgebildeten jungen Tierärzt:innen bleiben bzw. ob sie ggf. berufsfremd tätig werden oder gar nicht berufstätig werden. Wir wünschen uns daher einen attraktiven tiermedizinischen Beruf, um die aktuell tätigen Tierärzt:innen im Beruf zu halten bzw. junge Tierärzt:innen zu motivieren, praktisch tätig zu werden.
Unser aktiver Beitrag als Bund angestellter Tierärzte e.V. ist es unter Einbezug der oben genannten Punkte, in der Tiermedizin die Rahmenbedingungen zu schaffen, die für eine flächendeckende Notdienstversorgung, eine höhere Zufriedenheit im Beruf und ein angemessenes Gehalt für angestellte Tierärzt:innen nötig sind – durch die Etablierung eines längst überfälligen Tarifvertrages. Schon heute sind wir satzungemäß sowie inhaltlich (BaT-Standards) in der Lage, Tarifverhandlungen aufzunehmen und die Bedingungen aktiv zu gestalten. Durch Tarifverträge wird ein gesetzeskonformer Notdienst sowohl für Angestellte als auch für Arbeitgeber:innen möglich. Nur so kann dem Kliniksterben Einhalt geboten werden.
Wir positionieren uns klar gegen jegliche Bemühungen zur Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes, da keine Zugeständnisse an Arbeitnehmer:innen enthalten sind und das Ableisten von Notdiensten noch unattraktiver wird. Dadurch würde sich der Tierärzt:innenmangel weiter verschärfen. Durch die Möglichkeit des Abschlusses von Tarifverträgen existiert ein bewährtes Instrument zur Problemlösung, wie andere notdienstleistende Branchen beweisen.
Wir laden herzlich zum offenen Dialog ein und werden gemeinsam mehr erreichen!
Hannover, 14.07.2021
Statement als PDF: Das Dokument darf gerne geteilt werden.
Seminar:
Viele Fragen rund um die Themen Arbeitszeitgesetz, Notdienstproblematik und Tarifvertrag beantwortete uns der stellvertretende Geschäftsführer und Justiziar des Marburger Bund Niedersachsen Rainer Kirchhoff in unserem Online-Seminar “Warum die Tiermedizin einen Tarifvertrag braucht”.
Die Aufzeichnung der Veranstaltung ist hier kostenlos abrufbar.
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